Herr Schreiberling, wie sich der Theaterwissenschaftler, Dreh- und Kinderbuchautor Rolf Barth aus Berlin auf der Bühne nennt, ist ein Tausendsassa. Zaubern kann er, Mitmachtheater kann er und wer jetzt denkt, der ist nur lustig der irrt gewaltig. Herr Schreiberling kann auch ganz wunderbar leise. Dann, wenn er sich selbst wieder zurücknimmt und seine Geschichte im Vordergrund steht.
Heizt er zu Beginn mit einem Farbenfangen und ins Malbuch zaubern und allerlei witzigen Kunststücken den Kindern der Grundschule Tapfheim mächtig ein, schwenkt er ganz behutsam auf das eigentliche Thema seines Auftritts über: Sein Buch „Mein Andersopa“. Vorlesen muss er es nicht. So kann er zu jedem Bild erzählen, was mit dem Opa von Nele innerhalb nur eines halben Jahres passiert ist: Er leidet an Demenz. Nele liebt ihren Opa, der mit ihr immer viel unternommen hat. Doch nun wird alles anders. Opa sitzt eines Tages vor der Kloschüssel und angelt. Mit dem Spinat des Essens-auf-Rädern-Menüs malt er eine grüne Blume an die Wand. Den konnte er auch vorher schon nicht ausstehen. Eine Situationskomik in Text und Illustrationen, aber mit ernstem Hintergrund. Doch das junge Publikum ist keineswegs gekickt. Ganz im Gegenteil, sie wollen noch eine Geschichte von Herrn Schreiberling.
Dieser wechselt sein Tempo und seine Lautstärke erneut, zaubert Traumzaubersalz zum Verschrecken von Monstern, die fürs Nichteinschlafen sein sollen. Denn eins betont er: „Ich möchte kein Kind depressiv nach Hause schicken.“ Ein rasanter, tiefgründiger Vormittag, den das Team der Gemeindebücherei mit finanzieller Unterstützung der ortsansässigen Raiffeisen-Volksbank allen Grundschülern ermöglichen konnte, erwies sich gerade wegen der laut-leise Kombination als absolut gelungen.
Buchtipp:
Mein Andersopa
Empfohlenes Alter: 5-7 Jahre
Hanser Verlag
ISBN-Nr. : 978-3446260573
Text: Martina Sailer, Gemeindebücherei Tapfheim